Der russische Museumskurator verliess unser Abteil am zweiten Tag in Prim und dort stieg Jouri ein. Als allererstes zeigte er uns einmal seine drei Sony Notebooks und seine Camera. Es stellte sich heraus, dass er bei Sony als Verkaufstrainer arbeitete und gut englisch sprach. Allerdings sprach er wie ein Buch, keine Zeit um Fragen zu stellen und er wollte auch nichts wissen, sondern nur erzählen und seine tollen Bilder von St. Petersburg zeigen. Wir waren froh, dass er nach etwa 6 Stunden wieder ausstieg und wieder etwas Ruhe in unserem Abteil einkehrte.
Beim nächsten Stopp kamen dann gleich zwei russische Männer in unser Abteil. Sie waren sehr verschwitzt und fingen gleich mal an einige Flaschen Bier zu trinken. Sie waren etwas suspekt und deshalb verliessen wir die Kabine nicht, um sicher zu gehen, dass nichts geklaut wurde. Nach einigen Stunden stiegen diese zwei Herren zum Glück wieder aus und wir waren alleine mit dem Mann mit dem blauen Siemens T-Shirt. Er zeigte uns plötzlich Fotos von seiner Frau und Tochter und mit unserem Übersetzer konnten wir herausfinden, dass er in den Ferien war und seine Tochter am Lake Tahoe in California studierte und nun in Japan ist. Seine einzige Tagesbeschäftigung ist sonst Zeitung lesen, Kreuzworträtsel lösen und Rauchen.
Am Abend stieg dann eine Russin ein, welche aber kein Wort sagte, nicht einmal Hallo. Sie stieg am Morgen dann auch wieder wortlos aus. So hatten wir den letzten Tag im Zug wieder das Abteil zusammen mit dem russischen Mann. Wir vertrauten ihm mittlerweile und er uns wohl auch.
Mitreisende im Zug
In unserem Wagen waren neben unserem russischen Mitfahrer, eine Putzfrau, die Wagenchefin, eine Familie, drei junge Finnen, ein älterer Russe, das Personal des Restaurants und wechselnde Zuggäste. Immer wenn der Zug hielt stiegen wieder irgendwelche Personen aus und neue zu. Deshalb waren wir da immer sehr vorsichtig und entweder blieb Michael oder ich im Abteil drin. So konnte immer einer nach draussen gehen und der andere bewachte das Material. Die anderen Zuggäste waren da nicht so sicherheitsbedacht und gingen jeweils immer alle nach draussen.
Im Zug waren noch ziemlich viele Mongolen, welche während den Aufenthalten im Bahnhof Kleider und andere Artikel verkauften. Zudem lernten wir im Restaurant am zweiten Abend einige Australier kennen, welche wir dann am dritten Tag in ihrem Wagen besuchten. Sie waren Teil einer 100 köpfigen Reisegruppe von Hash Harrier Houses (HHH), welche an ein Interhash-Treffen reisten. Diese Treffen finden anscheinend alle zwei Jahre an einem anderen Ort der Welt statt. Das Ziel der HHH ist, dass man sich einmal wöchentlich zu einem Lauf trifft und anschliessend die sozialen Kontakte mit einem Bier pflegt. Die Personen in der Reisegruppe sind alle im Alter meiner Eltern oder älter und geniessen den Zugtrip mit Alkohol. So erhielt ich an meinem fünften Tag in Russland das erste Glas Vodka und das von einem Australier. Soll noch einer sagen die Russen trinken viel Vodka.